Landschaft und Natur des Kvarken

Das nördliche Kvarken ist die schmalste Stelle des Bottnischen Meerbusens und bildet eine seichte Schwelle zwischen dem Nord- und dem Südteil des Ostseeausläufers. Besonders stark geprägt wird die Kvarken-Region von der permanenten Landhebung, infolge der die Landfläche ständig zunimmt.

Obwohl das Kvarken flächenmäßig relativ klein ist, sind die Inseln sehr vielfältig. Das Schärengebiet des östlichen Kvarken ist größer und weitläufiger als das des westlichen Kvarken. Im westlichen Teil des Kvarken liegen die Holmöarna-, Kronören- und Snöan-Schären, wobei die Holmöarna-Inseln die mit Abstand größte Schärengruppe bilden. Im östlichen Teil des Kvarken ist der Schärenhof im Süden flach und voller Steine, während den Besucher im Norden größere Höhendifferenzen und besser zu befahrende Gewässer erwarten.

Das Kvarken ist ein relativ flaches Gebiet. An den Ufern überwiegen Steine und Blöcke - kahle Klippen und Sandstrände sind selten. Tief liegende Strände haben am Rand oft einen Erlensaum, der in Birken- oder Fichtenwald mit einzelnen Ebereschen übergeht. Größere Inseln und die inneren Schären sind mit Fichtenwald bestanden. Die Waldkiefer kommt meist nur vereinzelt vor, kann aber an trockenen und steinigen Stellen dominieren.

Das Klima des Kvarken wird vom Meer beeinflusst, das als „Temperaturpuffer" wirkt: An der Küste sind die Sommer kühler und die Winter milder als auf dem Festland.

Die Landhebung hat vitale Bedeutung für die Entwicklung der Vegetation in den strandnahen Gebieten. Da die Uferlinie sich ständig nach außen bewegt, können sich die Strandpflanzen kaum etablieren, bevor sich die Standortbedingungen verändert haben. Eine Bodenerhebung, die kaum über die Wasseroberfläche hinausragt, wird innerhalb von 50 Jahren zu einer Insel, auf der sich die ersten Bäume anzusiedeln versuchen. In flachen Bereichen ist die Landhebung am augenfälligsten. Da das Kvarken fast überall seicht ist, ist die ständige Veränderung des Gebietes an den meisten Stellen bemerkbar.

Landhebung und Klima sind aber nicht die einzigen Faktoren, die die Vegetation beeinflussen. Auch der Mensch hinterlässt seit Urzeiten Spuren - nicht nur in Form von Konstruktionen und Gebäuden. Man hielt Weidetiere, mähte das Gras, durchforstete den Wald - auf großen Inseln ebenso wie auf kleinen. Auf größeren, mit Fichten bestandenen Inseln kamen in jüngerer Zeit auch Kahlschläge vor. Unbewaldete Inseln und Landzungen mit Heideland brannte man sogar ab, um den Wacholderreisig zu beseitigen und damit die Qualität der Weiden zu verbessern. Noch heute werden mehrere Inseln beweidet, vor allem im östlichen Kvarken.

Auch das Gestein und der Moränenboden haben Einfluss auf die Flora. Das anstehende Gestein des Kvarken besteht größtenteils aus Granit und Gneis. Da kalkliebende Arten sich auf diesen verhältnismäßig sauren Gesteinen nicht wohl fühlen, ist die Artenvielfalt relativ gering. Die Flora des westlichen Kvarken unterscheidet sich nur wenig von der des östlichen Kvarken. Im östlichen Kvarken sind zum Beispiel Schwarzerle (Alnus glutinosa), Bittersüßer Nachtschatten (Solanum dulcamara) und Finnischer Ampfer (Rumex pseudonatronatus) häufiger, während Blaues Pfeifengras (Molinia caerulea), Gagelstrauch (Myrica gale) und Strand-Wegerich (Plantago maritima) im westlichen Kvarken gewöhnlicher sind. Die Vegetation der äußeren Schären kann sich hingegen stark vom Pflanzenwuchs der inneren Schären unterscheiden. Dies beruht unter anderem darauf, dass der Salzgehalt des Wassers zur Küste hin abnimmt und dass die Anzahl der Sonnenstunden geringer und der Einfluss der Wellen in den inneren Schären schwächer ist.

Auch was die Fauna betrifft, unterscheidet sich das östliche vom westlichen Kvarken. Im östlichen Kvarken ist zum Beispiel der Europäische Feldhase (Lepus europaeus) und der Marderhund (Nyctereutes procyonoides) gewöhnlich, während der Berglemming (Lemmus lemmus) und der Waldlemming (Myopus schisticolor) nur an der Küste von Västerbotten vorkommt. Der Fischotter (Lutra lutra) ist sowohl im schwedischen als auch im finnischen Schärengebiet selten. Den Luchs (Lynx lynx) sieht man an beiden Küsten regelmäßig. Auf größeren Schären leben Fuchs (Vulpes vulpes), Europäischer Dachs (Meles meles), Marder (Martes martes), Hermelin (Mustela erminea), Mauswiesel (Mustela rixosa) und Iltis (Mustela putorius) (der Iltis allerdings nur im östlichen Kvarken). Der aus Nordamerika eingeschleppte Mink (Mustela vison) ist im Kvarken recht häufig geworden und kann - wie auch der Fuchs und der Marderhund - die Vogelfauna stark beeinträchtigen. Der Elch (Alces alces) hält sich im Sommerhalbjahr gern in den Schären und an der Küste auf, zieht sich im Winter aber mehr ins Landesinnere zurück. Im Kvarken gibt es 2 Robbenarten: die Kegelrobbe (Halichoerus grypus) und eine Unterart der Eismeer-Ringelrobbe (Phoca hispida bottnica).

Unter der Wasseroberfläche liegt eine ganz eigene, weniger bekannte Welt. Und so abwechslungsreich wie die Landschaft mit ihren Lebewesen über der Wasseroberfläche ist, so vielfältig ist sie auch unter Wasser - zum Beispiel in Abhängigkeit von der Wassertiefe und der Sonneneinstrahlung, von der Beschaffenheit des Meeresgrundes und vom Salzgehalt des Wassers. Der Salzgehalt des Wassers des Bottnischen Meerbusens nimmt nach Norden hin ab, und im Kvarken gibt es Meeresarten, die an ihrer nördlichen Verbreitungsgrenze leben, sowie Süßwasserarten, die man nicht weiter südlich findet. An den geringen Salzgehalt der Ostsee (Ostsee: 0,2-1,0 %, Kvarken: 0,4-0,5 %) haben sich noch nicht so viele Arten anpassen können, weshalb es im Baltischen Meer bedeutend weniger Arten gibt als in den Weltmeeren.

Sozusagen alle Fischarten, die im Kvarken vorkommen, leben an der Küste und sind zur Fortpflanzung auf Schären- und Mündungsgebiete angewiesen. Ganzjährig häufig sind in flachem Schärenhofwasser Barsch (Perca fluviatilis), Rotauge (Rutilus rutilus) und Kaulbarsch (Gymnocephalus cernuus). Felchen (Coregonus lavaretus) und Meerforelle (Salmo trutta trutta) fühlen sich in kälterem Wasser wohl und halten sich deshalb im Sommer weiter draußen im Meer auf. Der Europäische Stint (Osmerus eperlanus) ist im Kvarken stark vertreten und wichtige Nahrung für viele größere Fischarten. Die Äsche (Thymallus thymallus) ist im Bottnischen Meerbusen seltener geworden; sie ist im westlichen Kvarken etwas häufiger als im östlichen. Die meisten Fische im Kvarken sind Süßwasserfische, die häufigste marine Fischart ist der Ostseehering (Clupea harengus).

Die Vogelfauna wird in einem eigenen Kapitel behandelt (Vögel).

Weiterführende Lektüre:

Naturtypen und Arten (Amt für Forstwirtschaft): http://www.luontoon.fi/page.asp?Section=2929 (Auf Schwedisch)

Biologie des Meeres
http://tmbl.gu.se/universeum/hemsidan/jasonxiv/ (Auf Schwedisch)

Das Leben im Meer (Marinebiologisches Laboratorium Tjärnö, Strömstad):
http://www.vattenkikaren.gu.se/defaulte.html (Auf Englisch)

Foto: Jörgen Wiklund/N
Foto: Anders Enetjärn
Foto: Anders Enetjärn
Ein typischer Landhebungsstrand auf der Halbinsel Ostnäs mit Blöcken, Gras, Sträuchern und Laubwald
Im Kvarken sind Sandstrände selten - dieser liegt bei Norrmjöle.
Während vieler Monate des Jahres ist das Kvarken eine Eislandschaft.
     
Foto: Jörgen Wiklund/N
Foto: Jörgen Wiklund/N
Foto: Lise-Lotte Molander
Sonnenuntergang bei Norrmjöle
Eisgang im Schärenhof von Holmsund
Auf Ljusan, Rönnskär, an Land gespülte Algen
     
Foto: Jörgen Wiklund/N
Foto: Jörgen Wiklund/N
Foto: Jörgen Wiklund/N
Stillleben aus einem der Wälder des Kvarken
Birkenwald im Delta des Umeälven
Der Rotrandige Baumschwamm (Fomitopsis pinicola) ist in den Laubwäldern des Kvarken häufig.
     
Foto: Jörgen Wiklund/N
Foto: Jörgen Wiklund/N
Foto: Jörgen Wiklund/N
Totholz ist eine wichtige Voraussetzung für das Leben in den Laubwäldern des Kvarken.
Flechten auf einem Stein auf der Insel Holmön
Grauerle, Großer Bluthelmling (Mycena haematopus) und ein „haariger" Aufsitzerpilz
     
Foto: Curt Nyman
Foto: Anders Enetjärn
Foto: Anders Enetjärn
95 % der Fauna auf weichen Meeresböden werden von 3 Arten ausgemacht: von der Baltischen Plattmuschel (Macoma baltica), dem Krebs Monoporeia affinis und der Riesenassel (Saduria entomon), die auf dem Foto zu sehen ist.
Plattmuscheln und Erlenrinde an einem Strand im Kvarken


Texte: Anders Enetjärn, Lise-Lotte Molander
Übersetzung: Stefanie Busam Golay, Stilren
Layout & Illustrationen: Päivi Anttila
Webdesign: Fredrik Smeds, Freddi Com Oy Ab
Kontakt hinichtl. Inhalt und Aktualisierungen: [email protected]